4,3 Millionen Gigabyte laden Googles Nutzer jeden Tag alleine auf Google Fotos, Gmail und Google Drive hoch. Das sind unvorstellbare Mengen. Nicht verwunderlich, dass Google nun einen Schlussstrich bei kostenlosem Speicherplatz zieht.

Bisher konnte man bei Google Fotos unbegrenzt viele Fotos speichern, wenn man sie „nur“ in hoher Qualität speicherte. Diese Fotos wurden nicht auf das kostenlose Speicherplatz-Kontingent von 15 GB angerechnet. Wenn man die Fotos in originaler Qualität speichern wollte, wurde jedes Foto und Video auf den vorhanden Speicherplatz angerechnet.

Drive, Gmail und Fotos zu erfolgreich

Offensichtlich wurde Google selbst von dem Erfolg der eigenen Produkte überrannt und reagiert nun auf den immens ansteigenden Speicherverbrauch. Natürlich könnten sie einfach wie bisher weitermachen und Lastwagenweise Festplatten in die Rechenzentren karren. Das Geld wäre da. Aber auch Google muss wirtschaftlich denken. Zumal es keinen Konkurrenten gibt, der ansatzweise so viel Speicherplatz umsonst anbietet.

Wie stark diese Dienste genutzt werden, wurde uns allen Anfang letzten Jahres klar, als Corona unseren Alltag zu bestimmen begann, viele im Homeoffice gearbeitet haben und Cloud-Speicher-Dienste wichtiger denn je wurden. Google Drive war mehrere Tage in folge stark überlastet. Das speichern und downloaden funktionierte zwar prima aber bis man ein hochgeladenes Video im Browser anschauen konnte verging teilweise mehr als ein Tag. Für diese Ansicht werden die Videos im Hintergrund für verschiedene Auflösungen verarbeitet. Und dafür hatte Google schlicht keine Kapazitäten mehr frei.

Konsequenz

Die Konsequenz ist, dass Google seine Nutzer nun zu einem kostenpflichtigen Google One Abonnement bewegen möchte. Auf den ersten Blick klingt das ziemlich negativ und habgierig. Man muss sich aber mal überlegen wie viel Speicherplatz kostet. Drive, Google Fotos und Gmail sind auch nicht mit Werbung belegt. Das bedeutet, dass Google mit der Nutzung dieser Dienste nichts verdient. Von daher finde ich es nur legitim für einen solchen Dienst auch etwas zu bezahlen.

Was passiert also jetzt?
Ab dem 01.06.2021 werden alle Dateien, die vorher nicht auf das Speicher-Kontingent angerechnet wurden, angerechnet. Wichtig: Nur neue oder bearbeitete Dateien zählen dazu. Alle vor dem 1. Juni hochgeladenen Dateien bleiben „kostenfrei“.
Dies betrifft in erster Linie die Google-eigenen Dateien in Drive und Fotos in „hoher Auflösung“ in Google Fotos.

Auch die im November umgesetzte automatische Datenlöschung wird deswegen eingeführt worden sein. Bisher wurden die Papierkörbe in Drive und Gmail nur geleert, wenn dies der Nutzer aktiv tat. Man kann nur erahnen wie viele Milliarden Dateien ungenutzt in den Papierkörben von Millionen Nutzern rumlagen. Durch so eine automatische Löschung, die alle Dateien nach 30 Tagen aus dem Papierkorb endgültig entfernt, spart Google vermutlich einige Millionen Gigabyte im Monat.

Was muss man beachten

Prinzipiell muss man keine Panik bekommen. Es sind nur neue oder bearbeitete Dateien betroffen. Das heißt, dass ab 01.06.2021 hochgeladenen Dateien dem Speicherkontingent angerechnet werden. Wenn ihr über das Autobackup Daten speichert und nicht aufpasst, kann es dann natürlich sein, dass unbemerkt euer Speicher voll läuft und man die Google Produkte nicht mehr nutzen kann. Besonders ärgerlich ist das bei Gmail. Da man dann keine Emails mehr senden oder empfangen kann.

Was kann man tun?

Entweder Speicher frei machen oder ein Google One Abo abschließen. 100 GB bekommt man hier schon für 1,99 EUR. 200 GB kosten 2,99 EUR und 2 TB 9,99 EUR. Die maximale Speicherkapazität beträgt 30 TB. Das ganze kostet dann 149,99 EUR pro Monat.
Bei jährlicher Zahlung kann man nochmal ein paar Prozent sparen. Ansonsten sind die Abos monatlich kündbar.

Unter diesem Link zeigt euch Google wie lange ihr mit eurem freien Speicherplatz noch Fotos zu Google Fotos hochladen könnt. Bei mir sind es aktuell wohl noch 4 Jahre 😉

Noch ein paar Zahlen

4,3 Millionen Gigabyte an Daten pro Tag sind eine unvorstellbare Menge. Um das ganze mal zu veranschaulichen:
4.300.000 Gigabyte sind 4.300 Terabyte oder 4,3 Petabyte. JEDEN TAG.
Wenn man von 4 TB Festplatten ausgeht, die in die Server verbaut werden, sind das 1.075 Festplatten, die pro Tag zusätzlich installiert werden müssen. Da sind defekte Festplatten die ausgetauscht werden müssen und redundant abgelegte Dateien noch gar nicht mit eingerechnet.
Selbst wenn man sagt, dass 8 TB Festplatten das bessere Preis- Leistungsverhältnis hätten (ich weiß nicht, was aktuell in Rechenzentren als Storage verbaut wird) sind das immer noch unvorstellbare 537 Festplatten. Jeden Tag. Nur für Gmail, Drive und Fotos.

In diesem Blogartikel schrieb Google, dass aktuell mehr als 4 Billionen Fotos und Videos auf Google Fotos gespeichert sind und jede Woche mehr als 28 Milliarden Dateien hinzukommen.

Was man auch nicht vergessen darf: Google hat nicht nur die drei oben beschriebenen Produkte sondern noch einige andere, evtl. viel speicherintensivere Dienste. Allein YouTube mit Millionen neuer Videos oder die Google Suche, die das gesamte zugängliche Web in einem Index abgelegt hat.