Am Montag (18.03.2024) stellte die Augustiner Brauerei aus München ihr erstes alkoholfreies Bier in ihrem eigenen Bräustüberl vor. Das „Augustiner Alkoholfrei Hell“.
Seit Dienstag (19.03.2024) ist es regulär im Handel erhältlich. Doch bereits heute, am Samstag, den 23.03.2024, ist es in München und Umgebung in fast keinem Getränkemarkt mehr erhältlich. Ich habe mit 9 Märkten in und um München telefoniert und alle bis auf einen sagten mir, dass es schon ausverkauft ist. Die einzige Ausnahme war der Getränke City XXL Ost, der noch sage und schreibe vier Sixpacks hatte.
Ein Mitarbeiter von einem anderen Laden erzählte mir, dass er 110 Kisten bekommen hatte, die bis auf die letzte Flasche verkauft sind. Selbst die Augustiner Brauerei hat nichts mehr auf Lager und muss erst wieder abfüllen.

Erste Produkteinführung seit 38 Jahren

Die letzte Neuerung in der Produktpalette der Brauerei gab es vor 38 Jahren. 1986 wurde das Weißbier eingeführt. Augustiner ist weit über die Grenzen Münchens bekannt für ihr Traditionsbewusstsein und natürlich für das Bier. Und das ganz ohne Werbung.

Umso beeindruckender ist es, dass sie nun auch ein alkoholfreies Bier auf den Markt bringen obwohl sie sonst eigentlich mit gar keinem Trend mitgehen.

Ein buntes, verspieltes Etikett mit modernen Elementen ziert den Bauch der Flasche, ist aber zugleich eindeutig als Augustiner-Etikett erkennbar – ein erstaunlicher Spagat zwischen Tradition und Moderne, immer mit Bezug zu München.

Meiner Meinung nach ist das aber der einzig richtige Schritt. Bei sinkendem Bierabsatz, explodierendem Absatz für alkoholfreies Bier und steigendem Gesundheitsbewusstsein in der Bevölkerung, kann man nicht „nur“ auf „normales“ Bier setzen.

Denn wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit

Werner Mayer (Geschäftsführer)

Wie schmeckt das neue Augustiner Alkoholfrei Hell?

Wie schneidet das neue alkoholfreie im Biertasting ab?

Zunächst war ich sehr skeptisch. Über lange Zeit habe ich persönlich auch nicht viel vom normalen Augustiner Hell gehalten. In den letzten Monaten fand ich es aber, gerade aus dem Fass, wieder sehr gut. Also bin ich gestern direkt in den nächsten Getränkemarkt gefahren (ja, da gab es noch 5-6 Kästen 😉 ) und habe mir ein paar Halbe zum Probieren geholt.

Der erste Eindruck war gigantisch. Direkt nach dem Öffnen roch ich an der Flasche und ehrlich gesagt war ich mir nicht direkt sicher ob sich in dieser Flasche alkoholfreies Bier befand. Der typische „alkoholfreie, malzige Geruch“ fehlte völlig. Es roch einfach nach Bier.

Und auch der erste Schluck war wirklich erstaunlich. Kein über-säuerlicher oder „babb-süßer Malzbier-Geschmack, den manche Alkoholfreie halt so mitbringen, sondern ein ausgewogenes, frisches Aroma, das dem echten Biergeschmack wirklich sehr nahekommt. Ein harmonisches Spiel aus süß und säuerlich gepaart mit ein bisschen Schwefel. Hintenraus kommt es trocken mit einer wahrnehmbaren Hopfenbittere daher. Ich bilde mir auch ein, dass die typische Augustiner-Note mit untergebracht wurde.

Alles in allem ist das Augustiner alkoholfrei Hell verdammt gut. Ich trinke schon seit längerer Zeit sehr häufig alkoholfreies Bier, da ich einfach sehr gerne Bier trinke aber auch nicht so viel Alkohol konsumieren möchte. Leider fehlt mir bei den üblichen geschmacklich aber schon einiges. Das geht mir beim Augustiner tatsächlich nicht so. Jetzt gerade sitze ich auf der Couch und schreibe diesen Artikel und ich habe neben mir schon mein zweites stehen, das sich auch langsam dem Ende zuneigt. Selbst nach dem zweiten hätte ich immer noch Lust, weiterzutrinken. Der Fachmann würde sagen: „Dieses Bier hat eine hohe drinkability“.

Herstellung

Zum Herstellungsverfahren hält sich Augustiner leider sehr bedeckt. Die einzigen Infos, die ich hierzu gefunden habe, sagen aus, dass es sich wohl um eine Mischung aus gestoppter Gärung und Entalkoholisierung handle. Für alle, die nicht mit bei der Herstellung von alkoholfreiem Bier vertraut sind, erläutere ich die zwei Verfahren kurz.

Gestoppte Gärung:

Hier wird ein meist schwächeres Bier (niedrigere Stammwürze) eingebraut, das kurzzeitig normal vergoren wird. Wie der Name aber schon sagt, wird die Gärung so früh gestoppt, dass sich ein paar Biertypische Aromen schon bilden konnten, aber noch so wenig Alkohol, dass es den Standards für alkoholfreies Bier entspricht und als solches verkauft werden kann.
Diese Biere haben oft einen sehr süßen, malzigen Geschmack, der an Malzbier erinnert.

Ich bin nicht so der Fan von gestoppter Gärung, da mir die Biere meistens zu süß sind und zu sehr nach unfertigem Bier schmecken.

Beispiele für Biere mit gestoppter Gärung:

Entalkoholisierung:

Hierbei wird ein normales Bier eingebraut und auch ganz normal fertig vergoren und gelagert. Nach der Lagerung wird das Bier in eine Entalkoholisierungsanlage geschickt, die dem fertigen Bier den vorhanden Alkohol langsam und schonend entzieht. Mit der Entalkoholisierung wird leider nicht nur der Alkohol entzogen, sondern auch Aromen. Inzwischen fügt man die entzogenen Aromen dem Bier wieder zu. Vorteil hierbei ist, dass man als Ausgangsprodukt ein fertiges Bier hat, dass auch alle biertypischen Aromen besitzt.
Diese Biere schmecken viel schlanker und erinnern mehr an Bier. Sie neigen allerdings dazu, im Geschmack eher dünn zu sein, da der Alkohol als Geschmacksträger fehlt.

Ich trinke lieber entalkolisierte Biere, da sie mehr nach fertigem Bier schmecken.

Beispiele für entalkoholisierte Biere:

Was steckt drin im alkoholfreien Augustiner?

Beim immer weiter steigenden Gesundheitsbewusstsein, ist es auch wichtig zu wissen, was drin steckt. Also werfen wir mal einen Blick auf das Rückenetikett. Selbstverständlich ist es nach dem Reinheitsgebot gebraut.

Zutaten:

  • Wasser
  • Gerstenmalz
  • Hopfen

Nährwerte:

Energie23 kcal
Fett<0,5 g
davon gesättigte Fettsäuren<0,1 g
Kohlenhydrate4,5 g
davon Zucker1,7 g
Eiweiß0,5 g
Salz<0,01 g

Hält der Engpass an?

Mit der Zeit wird sich zeigen, ob die Verfügbarkeit vom neuen Augustiner alkoholfrei Hell besser wird. Der Produkt-Launch einer so großen und renommierten Brauerei stellt logistisch eine große Herausforderung dar. Es müssen ja alle Märkte gleichzeitig beliefert werden. Von der Gastronomie mal abgesehen. Entsprechend gering waren die Kontingente, die jede Filiale erhalten hat.
Dass das Bier jedoch innerhalb der ersten fünf Tage flächendeckend ausverkauft war, spricht für sich.

Einen weiteren Gedanken zur Verfügbarkeit habe ich noch. Wer aus der Gegend rund um München kommt und Augustiner trinkt, kennt im Sommer das Bild von leeren Regalen. Es ist meistens nur von kurzer Dauer und kommt auch nicht sooo häufig vor, aber gerade wenn die ersten schönen Wochenenden im Frühsommer durch sind oder Fußball EM / WM sind, kommt es vor, dass es kein Augustiner mehr gibt.

Mit dem neuen alkoholfreien Produkt stoßen sie jedoch in einen ganz neuen Markt vor. Der klassische Augustiner Trinker wird vermutlich nicht zum alkoholfreien wechseln. Jedoch könnten viele Anhänger alkoholfreier Biere zum Augustiner wechseln. Das bedeutet, dass die Brauerei im Sommer noch stärker an ihre Kapazitätsgrenzen stoßen wird. Alle Biere werden im selben Sudhaus gebraut und auch das alkoholfreie will abgefüllt werden.

Ich bin sehr auf den kommenden Sommer gespannt, ob wir leere Regale sehen werden oder ob dies (auf eine mir unbekannte Weise) mit eingeplant wurde. Die Vorstellung im März war vermutlich weise gewählt, da sie jetzt noch Zeit und Kapazität haben, das Bier in ausreichende Menge in die Märkte zu bringen.

Fazit

Ihr konntet es ja schon herauslesen. Ich bin begeistert. Dieses alkoholfreie Bier verdient es Bier genannt zu werden. Es ist für mich ein alkoholfreies Bier, bei dem der Genuss an normales Bier herankommt und man nicht so stark das Gefühl hat, dass etwas fehlt.

Die Herausforderungen in Bezug auf die Verfügbarkeit und Logistik, die bereits kurz nach der Markteinführung sichtbar wurden, unterstreichen die Beliebtheit und das Potenzial des neuen Produktes. Es bleibt abzuwarten, wie Augustiner diesen Herausforderungen begegnet und ob es gelingt, die Nachfrage auch langfristig zu befriedigen. Besonders im Hinblick auf die kommenden Sommermonate, eine traditionell starke Zeit für den Bierabsatz, könnten sich interessante Dynamiken ergeben.

Mit der Einführung des alkoholfreien Biers betritt Augustiner nicht nur einen wachsenden Markt, sondern unterstreicht auch die Fähigkeit, Tradition und Innovation erfolgreich zu verbinden. Das „Augustiner Alkoholfrei Hell“ ist somit mehr als nur eine Erweiterung des Sortiments – es ist ein Statement, das zeigt, wie tief die Wertschätzung für Bierkultur und Kundenbedürfnisse bei Augustiner verankert ist.

Schreibt mir doch gerne in die Kommentare ob ihr es auch schon probiert habt und wie ihr es findet.