Dass das Internet enorme Mengen an Strom verbraucht, ist inzwischen hinlänglich bekannt. Unser Verhalten im Netz kann somit direkt unseren CO2 Fußabdruck im Internet beeinflussen.

Alles was wir online machen verbraucht Strom. Ob wir bei Amazon shoppen, auf Wikipedia recherchieren oder bei Netflix einen Film streamen – überall entsteht unmittelbar CO2. Beim Einen mehr und beim Anderen weniger.

Was verursacht CO2-Emissionen?

Die Rechenzentren

Der größte Teil des Stroms wird in den Rechenzentren für den Betrieb der Server und dessen Kühlung verwendet. Da hier teilweise mehr als 100.000 Server in einem Rechenzentrum stehen und die Rechenzentren inzwischen Anschlussleistungen von 200 Megawatt und mehr haben, kann man sich schon vorstellen, dass hier wirklich richtig viel Strom verbraucht wird.
London beispielsweise hat vor kurzem den Bau neuer Wohnungen und Häuser gestoppt, da die Rechenzentren in der Region um Westlondon so viel Strom verbrauchen, dass im Stromnetz keine Kapazitäten für neue Anschlüsse mehr vorhanden sind.

Die Infrastruktur

Weiter wird der Strom bei der Übertragung der Daten zum Anwender verbraucht. Dabei kommt es maßgeblich auf die Menge an. Ein Webseitenaufruf verursacht deutlich weniger Traffic als eine Stunde Streaming bei Netflix.

Die Geräte des Anwenders

Und dann wird noch beim Nutzer zu Hause Strom verbraucht. Der PC, die Konsole oder der Fernseher brauchen beim Betrieb auch eine nicht zu unterschätzende Menge an Strom.

Wenn dann vielleicht noch Cloud-Gaming betrieben wird, schnellt der Stromverbrauch in die höhe, da man den sehr gut ausgestatteten Server im Rechenzentrum, die Infrastruktur durch das streamen der hochauflösenden Bilder und das Gerät, an dem im Endeffekt gespielt wird, beansprucht.

CO2 Ausstoß pro Gigabyte

Dieser Beitrag soll kurz gehalten werden und nicht jeden Aspekt zu diesem Thema beleuchten. Das würde den Rahmen sprengen. Ich schreibe parallel an einem Beitrag in dem ich sehr genau auf die Nachhaltigkeit unserer Internet-Giganten eingehe.

Der eigentliche Grund, warum ich diesen Blog-Post schreibe ist, dass ich vor ein paar Tagen in einem Podcast eine Zahl gehört habe, die mich förmlich umgehauen hat. Der besagte Podcast heißt Quarks Autokorrektur und beschäftigt sich mit klimafreundlicher Mobilität.

In Folge #3 beginnt der Moderator mit der Frage „Wie viel CO2 verursacht dieser Podcast?“. Er trifft sich mit Norbert Heidelmann vom TÜV Rheinland, der Firmen berät wie CO2 eingespart werden kann. Und dieser Herr Heidelmann spricht von einem Ausstoß von sage und schreibe 2,5 – 6,5 Kg CO2 pro Gigabyte Daten.

2,5 – 6,5 Kg CO2 pro Gigabyte Traffic

Quarks Autokorrektur – Folge #3

Das bedeutet, dass in einem Haushalt mit 300 Gb Traffic im Monat (und das ist je nach Größe des Haushalts noch konservativ gerechnet) 750 – 1.950 Kilogramm CO2 nur durch die Nutzung des Internets emittiert werden. Pro Monat! Und da ist der Traffic aus Job und oder Schule noch gar nicht mit dabei.
Diese Dimension hat mich umgehauen. Das war mir definitiv nicht bewusst. Ich hätte eher mit ein paar Gramm pro Gigabyte gerechnet.

Weitere Fakten zum Carbon Footprint des Internets

AktivitätCO2 Emissionen
eine Google Suche0,2 g CO2e
eine Stunde Netflix streamen3,2 Kg CO2e
ein Seitenaufruf bei Axels Blog0,11 – 0,15 g CO2e
eine Email ohne Anhang4 g CO2e
eine Email mit Anhang (Foto)30 g CO2e
CO2 Ausstoß einzelner Aktivitäten im Internet – Quelle: basicthinking.de

Tools und Websites

Während meiner Recherche zu diesem Blogpost bin ich auf einige nützliche und interessante Tools und Webseiten gestoßen.

Website Carbon Calculator

Mit dem Website Carbon Calculator beispielsweise lässt sich der CO2 Ausstoß pro Klick (annäherungsweise) auf eine Homepage berechnen. Betrachtet werden zum Beispiel die Menge der zu übertragenden Daten und die Stromversorgung des Hosters. Dementsprechend bekommt man am Ende einen Wert ausgespuckt, der mit verschiedenen Vergleichen noch anschaulicher dargestellt wird. Zum Beispiel wie viele Bäume es benötigt um bei 10.000 Klicks pro Monat diese Emissionen zu kompensieren. Oder wie weit ein Elektroauto mit der verbrauchten Energie eines Jahres fahren könnte.

Screenshot Website Carbon Calculator Ergebnis axels-blog.de
Screenshot websitecarbon.com – Ergebnis axels-blog.de

LOW←TECH MAGAZINE

Das Low-Tech Magazine hat mein Nerd-Herz höher schlagen lassen. Die Herrschaften dieses Magazins haben eine Version ihrer Webseite online gestellt die auf einem Solar Server läuft.
Das heißt, sie haben die Homepage auf ein Maximum an Effizienz getrimmt und lassen sie auf einem Mini-Server laufen, der ausschließlich von einem eigenen Photovoltaik-Modul gespeist wird. Dazwischen hängt, für Nachts und schlechtes Wetter, eine Batterie die ein paar Tage überbrücken kann. Natürlich gibt es für mich Statistik-Fanatiker auch noch eine Seite auf der man live den Stromverbrauch, die CPU-Temperatur, die CPU-Auslastung und den Ladestand der Batterie einsehen kann.

Diese hohe Effizienz wird erreicht, da nur statische HTML Seiten geliefert werden und alle Bilder mittels Dithering sehr stark komprimiert werden. Das alles hat zur Folge, das bei einem einzelnen Seitenaufruf deutlich weniger Daten übertragen werden müssen als bei der „normalen“ Seite des Magazins.

Wenn die Sonne lange genug nicht scheint und der Akku leer ist, geht die Seite einfach offline. Wenn wieder genügend Strom da ist, geht sie automatisch wieder online.
Stand heute, den 05.09.2022 ist der Server seit 10 Wochen durchgehend an.

Als besonders Highlight, wird mit der Hintergrundfarbe der Homepage angezeigt, wie voll die Batterie ist. Schaut einfach selbst. Solar Low-Tech Magazine

Für mich sind die Themen leider nicht interessant aber die Idee und die Umsetzung finde ich genial.

Screenshot Solar Low-Tech Magazine Startseite - Internet mit wenige CO2 Ausstoß
Screenshot solar.lowtechmagazine.com

Solar Protocol

Selbe Idee nur mit einer anderen Umsetzung verfolgt das Solar Protocol. Hierbei handelt es sich nicht um einen einzigen Server der mit Solarmodulen betrieben wird, sondern um ein weltweites Netzwerk aus einzelnen Solar-Servern. Man landet immer auf dem Server, der aktuell am meisten Sonnenstrom zur Verfügung hat. Über die letzten 72 Stunden kann man sich anzeigen lassen welche Server aus welcher Region der Welt wie lange aktiv waren.

Insgesamt sind es aktuell 8 Server. Dadurch hat man für die Webseite eine gewisse Redundanz geschaffen. Erst wenn bei allen 8 Servern die Batterien leer sind, geht die Seite offline.

Screenshot Solar Protocol Startseite Solar Server
Screenshot solarprotocol.net

Fazit Solar Server

Die Idee ist wirklich super. Die Umsetzung auch. Diese Beispiele zeigen, dass es funktioniert eine Homepage klimaneutral zu betreiben. Allerdings bieten mir persönlich beide Webseiten keinen echten Mehrwert. Man bräuchte so etwas in einem bisschen größeren Stil und mit einer Website auf der man etwas machen kann. In welche Richtung das geht ist erst einmal zweitrangig. Aber bei diesen beiden Webseiten gehe ich nur drauf um zu sehen, dass es funktioniert und sie noch online sind.


Fun Facts zu diesem Post

Ich hatte ja erwähnt, dass ich diesen Beitrag gerne etwas kürzer halten möchte. Das wollte ich wirklich…
Wäre ich auf die einzelnen Unternehmen und ihre Bemühungen zum Klimaschutz auch noch eingegangen, hätte das den Rahmen komplett gesprengt.

Nun ja, ihr seht ja was dabei rausgekommen ist. Ich hoffe dem Einen oder Anderen hat er trotzdem gefallen. Wenn ihr Anmerkungen habt, lasst es mich gerne wissen.

Hier noch ein paar Fakten zu diesem doch sehr langen Post:

  • 1.126 Wörter
  • 7.408 Zeichen
  • 12 Überschriften
  • 23 Absätze
  • 4 Bilder (inklusive Titelbild)